Am Lagerfeuer sitzt ein blonder Mann in Outdoor Kleidung und brät mit seiner Tochter ein paar Würstchen am Spieß. Ich stelle mich vor, er hört gut zu, nimmt den Blick aber nicht von seinem Grillgut. Hier soll nichts anbrennen. Ich freue mich, dass er sich trotzdem Zeit nimmt mit mir zu sprechen. Tobias Tochter ist 4 Jahre alt und geht in eine bilinguale Kita. Ich frage Tobias, wie er das Jahr 2020 in Bezug auf die Kitaschließungen erlebt hat.
Dass sich für Tobias Familie der zweite Lockdown vom ersten positiv abgehoben hat, freut mich. Ich habe den zweiten Lockdown im Vergleich als anstrengender in Erinnerung. Aber auch Tobias und seine Partnerin hätten trotz der guten Organisation ihrer Kita noch etwas anderes gut gebrauchen können. Mehr Zeit
Dass die Paarbeziehungen von Eltern und dem Lockdown gelitten haben, kenne ich auch aus meiner eigenen Beziehung. Wir waren oft so sehr damit beschäftigt zu funktionieren, dass wir uns als Paar erst wieder finden mussten. Ich wechsle das Thema – es erscheint mir zu intim – und frage Tobias, was ihnen geholfen hätte, um den ersten Lockdown noch besser zu überstehen.
Tobias und seine Tochter freuen sich, dass die Würstchen fertig sind. Nichts ist angebrannt und ich wünsche guten Appetit.
Ich setze mich auch kurz hin und erinnere mich an den Moment als unser Sohn im zweiten Lockdown Anfang 2021 wieder in die Kita gehen durfte. Beim Anruf unserer Kitaleitung fiel mir ein Stein vom Herzen: Endlich wieder mehr Zeit. Keine Nachtschichten mehr um arbeiten zu können oder Anträge zu stellen. Nicht länger bei Freunden unterzuschlüpfen um einen Videocall machen zu können, weil zu Hause kein Raum und keine Ruhe waren. Was für eine Entlastung, was für ein Zugewinn an Lebensqualität.