
DER KÜCHENTISCH: SOLIDARISCHE NACHBARSCHAFT HAUSGEMACHT
Ein Tisch, ein paar Stühle und ein ehrliches Gespräch: Der Küchentisch ist ein einfaches, aber wirkungsvolles Format, das Menschen in ihrer Nachbarschaft miteinander ins Gespräch bringt. Hausgemachte Solidarität – generationenübergreifend, niedrigschwellig und direkt vor der eigenen Tür.
BEGEGNUNG IM ALLTAG
Der Küchentisch schafft Raum für Gespräche zwischen Menschen, die sonst aneinander vorbeileben.
VERTRAUEN DURCH NÄHE
Besonders in angespannten Nachbarschaften kann ein gemeinsames Frühstück neue Verbindungen schaffen.
EIN TISCH - VIELE CHANCEN
Begegnung, Hilfe und Austausch – gefördert durch Spenden aus der Zivilgesellschaft.
Der Küchentisch ist ein Ort, an dem Begegnung möglich wird – ganz ohne Anmeldung, Programm oder Vorwissen. Entwickelt wurde das Format gemeinsam mit dem Quartiersmanagement und angewandt in mehreren Kiezen, darunter am Helmholtzplatz und in Britz. Die Idee: Ein Tisch im öffentlichen Raum oder im Garten, Kaffee, ein paar Snacks – und die Einladung, Platz zu nehmen. Der Küchentisch schafft eine vertraute Atmosphäre, in der alle Themen Raum finden dürfen: Nachbarschaft, Politik, Alltagsfragen. Dabei geht es um mehr als bloßen Austausch. Gerade für Menschen ohne familiäres Netzwerk in der Nähe ist Nachbarschaft eine wichtige Ressource. Am Küchentisch entstehen neue Verbindungen über Generationen, kulturelle Hintergründe und Lebensrealitäten hinweg – etwa beim Teilen von Sorgen, beim Babysitten, dem Verleihen von Werkzeug oder dem spontanen Plausch. Ergänzt durch eine Pinnwand im Hausflur können sogar Begegnungen „ohne Begegnung“ stattfinden – als analoger Treffpunkt im Alltag. Ein besonders eindrucksvolles Beispiel war der ein Küchentisch in Britz im Sommer 2022. In einem Haus, in dem Jugendliche von interkular wohnen, hatte es zuvor Spannungen mit der Nachbarschaft gegeben – wegen Lärm, Unsicherheit, mangelnder Kommunikation. Gemeinsam mit den Jugendlichen wurde ein Schreiben formuliert und ein Sonntagsfrühstück im Garten organisiert. Die Reaktion: unerwartet herzlich. Nachbar*innen brachten Kaffee mit, erzählten offen von ihren Bedenken – und wünschten sich vor allem eines: mehr Begegnung. Noch während des Frühstücks luden sie zum nächsten Küchentisch ein. Kurz darauf berichteten die Jugendlichen, dass sie plötzlich freundlich gegrüßt werden – und sich in der Nachbarschaft willkommen fühlen. Damit zeigt der Küchentisch eindrucksvoll, was möglich ist, wenn Menschen miteinander ins Gespräch kommen. Um das Format langfristig zu stärken, soll es künftig über Spenden finanziert werden – denn jeder zusätzliche Tisch bedeutet ein Stück mehr gelebte Nachbarschaft, mehr Zusammenhalt und ein kleines Stück weniger Fremdheit im Alltag.