Story 5 – Peter von der Warthestraße

Peter Kraft ist Mitglied im Mieterbeirat von „Stadt und Land“ und ein echtes Berliner Urgestein. In Wilmersdorf großgeworden, zog der 66-jährige Renter vor über 40 Jahren nach Neukölln. Hier ist sein Kiez, hier kennt er jede Ecke. Ich traf ihn auf einen Kaffee an der Hermannstraße, um mit ihm über die Veränderungen in Neukölln zu sprechen.

Was zeichnet den Bezirk für dich aus?

Die Diversität und die Multikulturalität haben mir hier schon immer gefallen. Ich habe viele Freunde aus vielen Nationen, wir treffen uns, kochen zusammen, tauschen uns aus oder gehen zusammen in die Kneipe. Ich spreche auch ein bisschen Türkisch und Englisch, da ich auch noch einige Freunde aus Amerika habe, die früher hier als Soldaten stationiert waren und nicht mehr zurück in die USA gehen wollten.

Wie war es hier früher?

Die Multikulturalität war damals schon so, als ich hier her gezogen bin. Früher war aber nicht so viel los auf den Straßen, nicht so viele Geschäfte. Es war ein alteingesessener Arbeiterkiez. Und es gab mehr Kneipen, du weißt schon, die typischen dunklen Berliner Spelunken.

Wie nimmst du Veränderung im Kiez zwischen Warthestraße und Silbersteinstraße wahr?

Heute wollen die jungen Leute mehr Licht und ein moderneres Design haben, wenn sie abends in eine Bar gehen. Solche Cafés und Bars haben jetzt viel in Neukölln aufgemacht. In diesen Etablissements fühlen sich einige meiner alteingesessenen Freunde nicht wohl, das ist ihnen zu hell, da sieht man dann auch nicht mehr gut aus, wie in dem schummerigen Licht der dunklen Kneipe (lacht). Außerdem habe ich manchmal den Eindruck, es gibt so viele Geschäfte hier – vor allem auf der Hermannstraße, dass es ein Wunder ist, dass alle noch davon leben können.
Eine große Veränderung ist auch, dass das Tempelhofes Feld nun ein Park ist. Früher war der Flughafen Tempelhof noch in Betrieb, als ich hergezogen bin.

Wie haben sich die Mieten entwickeln?

Ich musste aus meiner Wohnung ausziehen, da ich nicht mehr in den 4. Stock laufen konnte. Die Wohnung wurde anschließend für den dreifachen Preis vermietet. Ich dachte erst, das wird der Vermieter doch nie los, aber offensichtlich sind die Leute bereit, solche Mieten zu zahlen. Es ist schon enorm, was heutzutage an Miete gefordert wird. Das können sich viele Menschen einfach nicht mehr leisten. Aber aufs Land ziehen, ist auch keine Option – vor allem für ältere Menschen nicht! Sie müssen regelmäßig zum Arzt oder Einkäufe erledigen. Wer da kein Auto hat, ist auf dem Land aufgeschmissen.

Wie hat sich der Bevölkerungsschnitt im Kiez verändert?

Was ich beobachte ist, dass sich die Kulturen in bestimmten Straßenzügen ballen und unter sich bleiben. Es gibt nicht mehr eine so starke Vermischung wie früher. Das finde ich schade und auch schwierig für den Bezirk und die Stadt.

Was ist dein Lieblingsort im Schillerkiez?

Ich habe viele Lieblingsorte. Gern bin ich in den alten Kneipen unterwegs, die es noch gibt. Auf der Warthestraße habe ich meine Stammkneipen und auch zwei auf der Hermannstraße. Mit meinen Freunden treffe ich mich nachmittags auch gern auf dem Platz in der Hasenheide. Da bringe ich meine Musikbox mit und wir sitzen gesellig zusammen. Da wird der Tisch dann immer schnellvoller.

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