Neben mir sitzt auf einmal eine Frau mit hellen Haaren und wachen Augen. Auf ihrem Schoß hat sie ihre kleine Tochter. Auf einmal dreht der Wind und der Rauch weht uns in Gesicht. Wir rutschen zur Seite und ich spreche sie an, ob sie auch zum ersten Mal heute hier ist. Wir kommen ins Gespräch. Ich erzähle ihr warum ich heute hier bin. Sie wirkt interessiert, glaubt aber, dass sie nicht viel dazu sagen kann, weil ihre Tochter noch so klein ist. Wir verabschieden uns. Später sehe ich sie nochmal etwas weiter entfernt vom Feuer stehen und spreche sie nochmal an. Ich möchte ihre Perspektive doch gerne einfangen und sie erinnert sich an die Zeit im November 2020 als ihre Tochter während des zweiten Lockdowns geboren wurde.
Julias Lachen auf den Lippen verrät mir, dass sie diese Zeit als sehr schön erinnert.
Im zweiten Lockdown dachte ich, wir hätten uns schon irgendwie an den Zustand gewöhnt. Dass der Winter 20/21 durch den immer weiter verlängerten zweiten Lockdown so hart für uns werden würde, hätten wir im November 2020 als der Lockdown Light verkündet wurde nicht für möglich gehalten. Julia und ihr Mann scheinen hingegen das perfekte Timing an den Tag gelegt und wenig verpasst zu haben:
Es macht mir Freude, Julia beim Erinnern zuzuhören. Ihre Tochter interessiert sich auf einmal für mein Smartphone. Ich zeige ihr die Ausschläge auf dem Display, wenn ich lauter oder leiser spreche. Julia meint mit einem Grinsen ich solle vorsichtig sein, dass ihre Tochter nicht irgendwo draufdrücke.
Dass viele Kinder während des Lockdowns zu viel Zeit vor dem Smartphone verbracht haben, ist kein Geheimnis. Dass manche immer noch zu viel Zeit davor verbringen, ist schwer abzugewöhnen. Ich verabschiede mich von Julia. Ihre positive Perspektive begleitet mich an diesem Abend auf meinem Weg nach Hause.