Story 11 – Neuköllns „Corona Kinder“- eine neue Generation

Ich überquere mit meinem Mountainbike die kurze Seite des Tempelhofer Felds. Einmal von Norden nach Süden auf der Neuköllner Seite. Es ist 2021, ein sonniger Oktobertag und ich bin auf dem Weg zur Kinderwelt am Feld. Am Südausgang vom Tempelhofer Feld steigt mir Geruch von Lagerfeuer in die Nase. Kurz nach dem Ausgang vom Feld finde ich den Eingang in die Kinderwelt am Feld. Ein kleiner Weg geht schnurgeradeaus, dann öffnet sich hinter Büschen rechter Hand der Lagerfeuerplatz.
Jede Menge Kinder tummeln sich hier zusammen mit ihren Eltern am Feuer. Aufgeregt halten die Kleinen lange Spieße mit Stockbrot oder Würstchen über die Flammen. Ein ungewohnter Anblick für Neukölln. Ich kenne hier niemanden und hole mir erstmal einen Kaffee, den mir eine nette Mitarbeiterin kostenlos und mit einem Lächeln reicht. Dann mische ich mich unter die Leute am Feuer. Die Erwachsenen plaudern bei Kaffee und Tee, ihre Kinder rollen die hügelige Wiese runter oder ziehen zusammen zum nahegelegenen Spielplatz. Alle sind entspannt.

Ich weiß nicht so recht wie ich beginnen soll. Ich möchte die nächsten drei Montage einen Storytelling-Workshop anbieten. Die Idee zu dem Workshop stammt von interkular, durch das gemeinsame Geschichten erzählen und hören soll eine besondere Art des Austauschs und der Begegnung stattfinden, eine die verbindet. Das Thema des Workshops habe ich mitgebracht.
Ich möchte mich mit anderen Eltern darüber austauschen was Lockdown, Kita- und Schulschließungen mit unseren Kindern und Familien gemacht hat. Ich selbst habe einen Sohn im Kita-Alter. Meine Partnerin hat noch eine große Tochter um die Zwanzig. Für uns als Familie war 2020 ein hartes Jahr. Zwei selbstständige Schauspieler*innen mit zwei Kindern, einem Zweijährigen mit Bewegungsdrang und einer Tochter, die ihr Abitur vorbereitet. Dazu noch zwei Haustiere: Hund und Katze. Alle zusammen in einer Zweizimmerwohnung. Spielplätze geschlossen. Homeschooling. Angst sich anzustecken. Kleine Kinder dürfen sich nicht treffen. Angst um die berufliche Zukunft. 2020. Bei uns hat das emotionale Narben hinterlassen. Ich möchte wissen wie es anderen erging.

Story 15 – Pauline

Mit meiner nächsten Gesprächspartnerin gehe ich ein wenig während wir uns unterhalten spazieren. Ihre anderthalbjährige…

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Am Ende des Workshops, denke über das Gehörte nach und merke wie gut es tut, sich zuzuhören, sich auszutauschen und zu solidarisieren. Das Feuer ist so gut wie abgebrannt. Ich lausche dem Knacken der Glut und freue mich, dass ich diesen Ort entdeckt habe. Und darüber, dass es hier Menschen gibt, die bereit sind, sich zu öffnen und ihre Geschichten mit mir zu teilen. Ich hoffe, dass ich die Eine oder den Anderen hier wieder treffe, wenn ich das nächste Mal mit meinem Sohn hierherkomme.

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